Christin mit Bronze bei den Deutschen Freiwassermeisterschaften

Deutsche Masters-Meisterschaften Freiwasser – 3./4. August 2024 – Oberschleißheim

Text: Christin Kamlage

Für den TV Meppen ist Christin Kamlage (AK20) dieses Jahr nach München gefahren zu den deutschen Meisterschaften im Freiwasser.

„Endlich ging für mich die Freiwasser Saison los. Etwas Open Water konnte ich schon die letzten Wochen im Freibad genießen, aber endlich stand ich am Rand eines echten Open Waters.

Am Freitag bin ich mit der DB dann losgefahren. Nach den üblichen Komplikationen (ausgefallene Züge, Verspätungen, Notarzteinsätzen, Fußball-Fans…) bin ich dann auch endlich gegen 22:28 Uhr am HBF in München angekommen. Mit der S Bahn ging es dann noch weiter nach Oberschleißheim. Dort hat mich dann mein Vater vom Bahnhof abgeholt, der auch an den Start gegangen ist. Sehr müde bin ich dann aber nur noch ins Bett gefallen.

Am nächsten Morgen stand ich etwas müde, aber mit viel Vorfreunde im Frühstücksraum. Es gab auch Rührei (mein Ritual bei jedem Freiwasser-WK morgens). Dort habe ich dann noch weitere Sportler aus Berlin getroffen, mit den ich früher zusammen geschwommen bin. Dann ging es an die WK-Strecke, die auf der Regatta-Strecke der Olympischen Spiele von 1972 war. Nach einer schnellen Platzsuche habe ich mir das Wasser und die Streckenführung angeschaut von außen, während auch einige ins Wasser gegangen sind. Die Strecke bestand aus einem Rechteck mit 2 kurzen und 2 langen Seiten. Ich selber brauche am gleichen Tag bei Freiwasser nicht einschwimmen. Dann ging es los mit dem Abholen der WK-Unterlagen (Badekappe mit der richtigen Startnummer und dem Transponder für die automatische Zeitmessung) und dem weiteren Begrüßen vieler bekannter Gesichter.

Als erstes sind die Männer über 2,5km gestartet. Hier war mein Vater am Start. Also hieß es für mich erstmal ihn bei seiner Vorbereitung zu unterstützen. Transponder mit Tape befestigen, in den Anzug helfen, mit Vaseline eincremen damit es nicht scheuert, richtige Kappe und Brille aussuchen…

Als dann der Start los ging (als Massenstart immer ca. 15-25 Sportler gleichzeitig) hieß es für mich: genau beobachten und überlegen, wo ich gleich starten will. Als ich dann gesehen habe, dass mein Vater gut los gekommen ist, habe ich meine Sachen zusammen gesucht (Anzug, Kappe, Transponder) und bin zum Beschriften gelaufen. Dort wird erst der Anzug kontrolliert, dann deine Finger- und Zehennägel (ob diese kurz sind, damit niemand verletzt wird) und schließlich wird die Startnummer auf die Oberarme und Schultern geschrieben. Irgendwann habe ich dann entsprechend gegessen und mich in meinen Anzug gequält. Als dann mein Vater mit seiner Strecke fertig war und sich umgezogen hat, hat er mich unterstützt und mit Vaseline eingecremt, damit der Anzug nicht scheuert. Schließlich haben wir noch erörtert, ob 1 oder 2 Kappen gut sind und wie dunkel die Brille sein sollte bei dem Sonne-Wolken-Mix und sehr hellen Wasser (die gestellte WK-Kappe war sehr dünn: es ist ausgegangen mit 2 Kappen übereinander und darüber dann die mitteldunkle Brille). Schließlich ging es zum Vorstart. Hier werden alle Sportler namentlich aufgerufen und schließlich findet eine Einweisung statt. Die Wassertemperatur hatte 21,9°C und war somit auch für mich gut. Dann haben wir noch eine Streckeneinweisung, das Procedere bei einem Rennabbruch, gelbe und rote Karten und den Ablauf beim Start und Ziel erklärt bekommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit durften wir dann endlich ins Wasser. Ich hatte vorher gesehen, dass ein Start auf der linken Seite etwas ruhiger ist, als auf der anderen Seite. Somit stand ich ganz links. Endlich ginge es dann mit dem Signal wie im Becken los. Beim Start ist es wichtig ohne Verletzungen durch zu kommen und ein paar schnelle Füße zu erwischen. Dies ist mir auch gut gelungen und den Weg zur ersten Tonne konnten wir gemeinsam schwimmen. Nach der Tonne fiel unsere Gruppe etwas auseinander und sich schwamm einige Meter alleine. Zum Ende der ersten Runde und somit der Hälfte des Rennens hatte ich dann wieder eine Gruppe. Mit dieser bin ich in die zweite Runde geschwommen und wir konnten uns gegenseitig gut motivieren das hohe Tempo zu behalten. Nachdem wir gut 2km geschwommen sind, ging es schon los sich auf den Zielspurt vor zu bereiten. Mein Vater hat mit ein paar Tipps gegeben für den Schluss. Daher habe ich mich schon früh entschieden etwas nach links raus zu schwimmen richtig Ufer, da auch das Ziel links am Ufer war. Die anderen aus meiner Gruppe sind noch länger auf der rechten Seite geblieben. Somit konnte ich mich auch etwas von der Gruppe absetzen und auf die davor etwas aufschwimmen. Auf den letzten 300m habe ich dann versucht die Frequenz der Arme hoch weiter zu erhöhen und auch die Beine mehr zu nutzen. Zwar taten die Oberarme bei jedem Zug weh und die Schultern haben gebrannt, aber das Ziel kam immer näher. Nach 36:42,64min habe ich dann mit dem Arm an der Matte angeschlagen. Ich war ziemlich geschafft aber glücklich über die Zeit. Auf der großen Anzeigentafel habe ich auch gleich gesehen: Platz 4 mit 6 sek Rückstand auf Platz 3. Dennoch war ich zufrieden. Im Ziel habe ich dann auch erfahren, dass die Runde etwas zu lang ist und wir somit gut 2,6km geschwommen sind. Dafür ist die Zeit sehr gut. Anschließend hieß es dann gleich: regenerieren für morgen, also locker schwimmen, dehnen, Kohlenhydrate und Elektrolyte auffüllen, Startnummer und Vaseline wieder abbekommen, trotz 28°C Lufttemperatur warme Sachen anziehen, damit ich nicht auskühle nach der langen Belastung…

Nach kurzer Mittagspause habe ich dann wieder meinem Vater und seiner Staffel bei den Vorbereitungen geholfen. Als diese dann im Vorstart waren, konnte ich mich entspannt mit Sonnencreme, Sonnenbrille und einem Getränk auf den Steeg setzen und bei den Staffeln zuschauen und anfeuern.

Am späten Nachmittag sind wir dann wieder ins Hotel gefahren, um kurz Pause zu machen. Anschließend haben wir uns beim Italiener getroffen und bei Pizza und Pasta den ersten erfolgreichen Tag ausklingen zu lassen.

Der Sonntag startete dann wieder mit Rührei und Brötchen beim Frühstück. Danach ging es wieder zur WK-Strecke bei leichten Regen. Als wir an der Strecke angekommen sind, hat der Regen aufgehört und die Sonne hat sich immer mehr durch die Wolken gekämpft. Als erstes sind wieder die Männer über 5km gestartet und somit hatte ich noch etwas Zeit bis zu meinem Start. Meine Vorbereitung begann wieder mit Anzug- und Nägelkontrollen sowie der Beschriftung. Dann hieß es wieder klug zu essen. Dies ist vor den 5km noch etwas schwieriger. So braucht man genug Energie (da wir nicht zwischendurch verpflegen), aber es darf auch nicht zu schwer im Magen liegen…

Bei schönstem Sonnenschein aber auch etwas Wind stand ich gegen 11 Uhr wieder im Vorstart. Der Ablauf dann im Vorstart ist wie schon am Samstag (somit habe ich nur noch mit einem Ohr zugehört und bin eher im Kopf ein paar Taktische Dinge durch gegangen). Irgendwann durften wir dann in das sehr klare und 22,1°C warme Wasser gehen für den Start. Ich bin wieder auf der linken Seite gestartet, aber dieses Mal nicht ganz außen. So konnte ich gleich am Start schnelle Füße erwischen (die gehörten zur späteren Siegerin der AK20). In ihrem Windschatten bin ich dann den Weg zur ersten Tonne geschwommen, auf der der Gegenwind stark zu spüren war. Zudem habe ich auch schon beim Start gemerkt, dass die Arme schwer waren. Auf dem kurzen Querstück bin ich aufgeschwommen und auf dem langen Weg wieder zurück konnten wir Schulter an Schulter schwimmen. Alle 6 Zügen haben wir uns gegenseitig ins Gesicht gesehen. Auf dieser Stecke hatten wir dann Rückenwind, den man auch stark gespürt hat. Auf dem langen Weg nach oben auf der 2. Runde habe ich mich wieder in ihren Windschatten gesetzt, musste mir aber ihre Füße mit einem anderen Mädchen „teilen“. Nach der Hälfte des Rennens hatte ich dann auch irgendwann die Schwere aus den Armen raus geschwommen und es wurde etwas leichter. In der 3. Runde haben uns dann die schnellsten Sportlerinnen aus der AK30-35 überholt, die 2 min nach uns gestartet sind. Diese Gruppe, die von hinten kam, sind dann ziemlich schnell und rücksichtlos durch unsere kleine Gruppe durchgeflügt. Ich konnte diesen schnellen Füßen nicht folgen im Gegensatz zu der Führenden in meiner Gruppe (hier konnte sich Alicia absetzten und schließlich die AK gewinnen). Damit waren wir danach nur noch zu zweit und sind so die nächsten ca. 1,3km geschwommen… auf der letzten Runde ca. 500m vor dem Ziel habe ich dann mein Herz in die Hand genommen und bin aus dem Windschatten raus geschwommen und bin an der anderen vorbei gezogen. Ich konnte das Tempo erhöhen durch eine höhere Frequenz. Irgendwie habe ich gedacht, dass ich alleine bin und niemand in meinen Füßen ist, da ich ziemlich weit außen geschwommen bin und mir 450m keiner auf die Füße getippt hat. Dann bin ich in den Zieltrichter geschwommen und wurde dann überrascht, als da plötzlich 2 Sportler mit ihren Armen an mir vorbei geflogen sind. Ich habe versucht nochmal die letzten Körner zu aktivieren und mich nicht abziehen zu lassen. Leider hat dies nicht geklappt. Beide haben kurz vor mir angeschlagen. Die eine kam aus der AK45 und war somit für mich egal. Die Andere war meine AK und hat somit mich um 0,99sek geschlagen. Völlig ausgepumpt, mit kleinen Sternchen im Blickfeld, mit brennenden Armen und gefühlt geplatzten Oberschenkeln bin ich dann aus dem Wasser gekommen und habe sofort meinen strahlenden Vater gesehen. Auf der Anzeigentafel habe ich es dann auch gesehen. Ich habe Bronze gewonnen. Das ist meine erste Medaille bei Deutschen Meisterschaften im Freiwasser. Super glücklich musste ich mich erstmal hinsetzten um das zu realisieren. Dann wurde ich auch noch von der Wasserwacht gefragt, ob alles gut ist… irgendwann konnte ich mich dann auch wieder bewegen und bin erstmal locker schwimmen gegangen. Nach dem abmachen von Vaseline und Startnummern, sowie dem Essen ging es also für mich zur Siegerehrung. Sehr glücklich aber auch erschöpft konnte ich diese im Sonnenschien von München genießen.

Anschließend hieß es nur noch Tasche wieder packen, mich von allen bekannten Gesichtern zu verabschieden und schließlich wieder zum Bahnhof nach München zu fahren. Dann ginge es wieder mit der DB nach Hause, diesmal ohne spannende Erlebnisse zwischendurch. Damit ging ein erfolgreiches Wochenende für mich zu Ende.“

Ergebnisse von den Masters-DM Freiwasser in Oberschleißheim

TV Meppen                     
Christin Kamlage          (01)   4. 2500 m F 36:42,64;  3. 5000 m F 1:17:09,96